February 21, 2025

Content Management System (CMS) vs. selbstprogrammierte Webseite

Eine Persönliche Einordnung

Immer wieder gibt es Grundsatzdiskussionen zwischen Webdesignern, was denn das richtige ist, um eine Webseite ins Internet zu bringen: eine komplett selbst programmierte Webseite oder eine Seite basierend auf einem CMS, oder Baukastensystem? Zum Teil wird behauptet, ein CMS wie Wordpress oder Baukastensystem wie Webflow zu verwenden, hat nichts mit Webdesign zu tun. Als Webdesigner, der aber auch schon jahrelang in der IT Branche tätig ist und schon einige komplexe Webanwendungen (inklusive Datenbank, APIs und was es sonst noch so gibt), fühle ich mich in der Lage, die Situation gut zu bewerten und heute einmal Licht ins Dunkel zu bringen.

Was genau ist eine selbst programmierte Webseite? 

Um diese Frage zu beantworten muss man zu Anfang erst einmal ein wenig ausholen: die heutigen Browser verstehen grundlegend 3 verschiedene Sprachen bzw. Technologien

  • HTML (für Layout, Struktur, Texte, Bilder etc.)
  • CSS (um den Elementen aus dem HTML das passende Styling zu geben)
  • Javascript bzw. ECMAScript (um dynamisches Verhalten auf der Seite möglich zu machen. Bspw. erweiterte Animationen oder Logik in Formularen)

Wenn man also von einer selbst programmierten Webseite spricht, bedeutet das, dass man die Seite komplett basierend auf diesen 3 Technologien als Text erstellt (programmiert). Heutzutage gibt es zusätzlich noch Frameworks wie Next.js, welche einem dabei unterstützen und grundlegende Funktionalitäten bereitstellen.

Jedoch werden diese Seiten immer komplett im Textformat erstellt und es erfordert gute Kenntnisse in den 3 oben genannten Technologien.

Hier sehen Sie ein Beispiel, wie das aussehen könnte: 

<html>
  <head>
    <title>Href Attribute Example</title>
  </head>
  <body>
    <h1>Href Attribute Example</h1>
    <p>
	Simple HTML Seite
    </p>
  </body>
</html>

Was ist ein CMS? Was ist ein Baukastensystem?

Ein CMS hingegen arbeitet bei der Erstellung der Seiten in der Regel visuell. Das heißt, in einem CMS ist immer auch ein sogenannter Pagebuilder inbegriffen. Mittels eines solchen kann man verschiedene Elemente wie Überschriften, Texte oder Bilder beliebig auf der Seite erstellen und anordnen. Man sieht immer direkt, wie die Seite mit den Änderungen im Layout aussehen wird.

Spricht man von einem Baukastensystem, ist das meist genau gleich, nur das einem Baukastenprinzip ein paar wesentliche Funktionen eines CMS fehlen.

Welche Funktionen sind das genau? Ein CMS zeichnet sich zusätzlich zur visuellen Gestaltung der Seiten dadurch aus, dass man dynamisch Content zur Seite hinzufügen kann. Alles was man dafür braucht ist ein einmal erstelltes Template, und schon kann man wie in einem Formular bspw. neue Blog-Beiträge, Detailseiten für Artikel in einem Onlineshop oder Unterseiten mit der selben Struktur erstellen.

Das wohl bekannteste CMS ist Wordpress, ein Großteil aller Seiten im Internet wurden damit erstellt. Mittlerweile gibt es aber auch sehr umfangreiche Alternativen, wie zum Beispiel Webflow, welche weitestgehend die gleiche Funktionalität bieten.

Warum gibt es Vorbehalte gegenüber CMS und Baukastensystemen?

In Diskussionen mit anderen Webdesignern höre ich immer wieder: Seiten mit Wordpress zu erstellen ist doch kein wirkliches programmieren. Und was soll ich sagen? Das stimmt! 

Man sollte eher die Gegenfrage stellen: muss man unbedingt programmieren können, um eine Webseite zu erstellen? Meiner Meinung nach ist die Antwort darauf ein klares Nein! 

Lassen Sie mich das noch etwas detaillierter einordnen: In der Regel haben sich die Dienstleister, welche selbst programmierte Websites als den heiligen Gral bezeichnen, diese Kenntnisse mühselig selbst beigebracht und dort sehr viel Fleiß und Arbeit reingesteckt. Das weiß ich als Programmierer und Webdesigner durchaus zu schätzen. Hat man nun also all die Stunden und Tage damit verbracht, bis man endlich die Technologien aus Punkt 1 auf einem guten Niveau beherrscht, ist man sicherlich stolz darauf.

Dann kommt nun einer dieser Webdesigner daher der nur mit Wordpress oder Webflow arbeitet. Dieser muss nicht unbedingt dieser Technologien mächtig sein (auch wenn es ein deutlicher Vorteil wäre). Er erstellt am Ende dennoch gutaussehende, funktionale Webseiten, die ihr Ziel erreichen.

Verständlicherweise kann das bei den Anhängern selbst programmierter Webseiten zu Irritation führen, da man doch wesentlich weniger Arbeit in das Lernen von HTML, CSS und Javascript stecken musste und dennoch weitestgehend das selbe Ziel erreichen kann.

Das hat zur Folge, dass oftmals ein wenig verächtlich auf die Anhänger von CMS und Baukastensystemen geschaut wird. Das muss aber meiner Meinung nach nicht sein. In den folgenden Abschnitten werde ich noch weiter darauf eingehen.

Was sind die Vorteile von selbst programmierten Webseiten?

Wie immer gibt es bei bestimmten Dingen sowohl Vor- als auch Nachteile. Was selbstprogrammierte Webseiten angeht, zeichnen sich diese in erster Linie dadurch aus, dass sie sehr leichtgewichtig sind bzw. sein können. Der Browser muss in der Regel weniger Text und Code verarbeiten, was einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil zur Folge hat. Auch hat man durch den direkten Zugriff auf JavaScript mehr Möglichkeiten komplexe Logik bereitzustellen. Ein Beispiel dafür wären aufwendige Animationen oder Logiksprünge in Formularen basierend auf den bis dahin eingegebenen Informationen.

Bei diesen beiden Vorteilen hört es meiner Meinung nach aber auch schon auf.

Was sind die Nachteile von selbst programmierten Webseiten?

Das klingt doch bisher erstmal gut, oder? Nicht ganz! 

Denn in der Regel wird eine Webseite für einen Kunden erstellt. Und genau dort ist der gravierende Nachteil. Stellen Sie sich einmal vor, sie haben ein Geschäft und brauchen dafür eine Webseite. Nun kriegen Sie diese von einem Dienstleister erstellt und übergeben. Ein paar Wochen später merken Sie, dass Sie gerne noch an einigen Texten Änderungen vornehmen möchten oder die Bilder austauschen möchten.

Haben Sie dann die Webseite in HTML vorliegen und kennen sich damit so gar nicht aus, sehen Sie nur - für Ihre Augen - kryptische Zeichen und Befehle. Das einzige was Sie tun können, ist Ihren Dienstleister wieder zu kontaktieren, weil Sie gerne Ihre Änderungen eingebaut haben wollen. Man könnte hier fast von einem Vendor Lock-In sprechen.

Hoher Wert für den Kunden durch CMS

Genau hier kommen die wahren Vorteile eines CMS zum Vorschein. Wie bereits erwähnt, werden die Webseiten dort auf visueller Ebene erstellt. Sie sehen direkt Ihren Text an genau der Stelle, wie er auf der Webseite erscheint. Bestenfalls können Sie so direkt den Text ändern, klicken auf Speichern und schon wurde der Text aktualisiert.

Aber selbst wenn das auch schon eine Herausforderung darstellt, können Kunden nach einer kurzen Einweisung bzw. Schulung, welche nicht länger als 1-2Stunden dauert, schon Texte, Farben, Bilder etc. selbstständig ändern. Besonders Tools wie Webflow zeichnen sich dadurch aus, dass bereits ein vereinfachter Editor vorhanden ist, welcher auf der einen Seite dafür sorgt, dass man diese Elemente selbst anpassen kann, aber auf der anderen Seite nicht zu viel an der Grundstruktur der Seite verändert werden kann (nach einer Einweisung wäre das aber immernoch möglich, falls gewünscht).

Ein weiterer Punkt auf den ich gerne eingehen möchte, ist das dynamische hinzufügen von Inhalten, wie bspw. Blog-Beiträge. Der Webdesigner muss nur einmal ein optisch ansprechendes Template erstellen und schon können alle Blog-Beiträge das selbe einheitliche Layout verwenden. Will man auf Kundenseite nun einen neuen Blog-Beitrag erstellen, kann man sich zu 100% auf den Text und eventuell die Bilder konzentrieren. Alles was man tun muss, ist seinen Text in einer Art Formular einzugeben, auf Veröffentlichen klicken und schon ist der neue Blog-Beitrag im Internet veröffentlicht und zusätzlich noch auf einer Übersichtsseite hinterlegt.

Zusammenfassend möchte ich noch darauf eingehen, dass Webdesign eine in höchstem Maße visuelle Tätigkeit ist. Nicht umsonst steckt das Wort DESIGN in Webdesign. Wozu sollte man sich die Mühe machen, alles aufwändig in HTML und CSS zu erstellen und jedes mal erst nachzuschauen, wie die Änderungen aussehen werden, wenn es heutzutage wesentlich bessere Alternativen gibt? Und die Weiterentwicklung in diesem Bereich geht unaufhörlich weiter.

Natürlich mag es auch Spezialfälle geben, wo eine komplett selbstgebaute Webseite Sinn macht. Das ist in der Regel aber nur bei sehr großen Firmen der Fall, bei kleinen und mittleren Unternehmen praktisch nie.

Falls diese Informationen für Sie hilfreich waren und sie Interesse daran haben, wie ich Ihnen mit den genannten Technologien helfen kann, dann vereinbaren Sie gerne ein unverbindliches Kennenlern-Gespräch mit mir.

Termin vereinbaren